Die Akademie Ostbayern-Böhmen - eine Vorstellung

Verfasser: Hans-Peter Weiß

Die Förderung von Wissenschaft und Forschung als auch die Bildung und Erziehung sowie die Völkerverständigung, insbesondere mit unserem Nachbarland Tschechien, hat sich der Verein „Akademie für Natur und Industriekultur Ostbayern-Böhmen“ auf die Fahnen geschrieben.  Wissenschaftliches und bildungspolitisches Ziel sollte die Aus- und Weiterbildung, Forschung und Dokumentation im Bereich Ostbayern und Böhmen sein. Auf dem Gebiet der Naturgeschichte, der Industriekultur sowie der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sollte dabei der Schwerpunkt liegen. Schon bei der Gründung des eingetragenen Vereins wurde eine Partnerschaft mit der Universität Pilsen und eine Kooperation mit der Universität Regensburg angestrebt. Längst sind diese Ziele erreicht und Beziehungen vertieft worden. Fahrten nach Böhmen finden regelmäßig statt.

Schon im Frühjahr 2009 kündigte der Vorsitzende Josef Schönhammer die bevorstehende Vereinsgründung bei einem Pressetermin als „einmaliges Projekt in Bayern“ an. Neunburg vorm Wald liegt im Epizentrum der Industriekultur und mit dem neuen Verein soll ein florierender Bildungstourismus in Gang gesetzt werden“, hieß es damals. Am 14. März 2009 wurde Akademie bei einer Festveranstaltung im Alten Schlosssaal gegründet. Den Vorsitz übernahm der frühere Regierungspräsident Dr. Wolfgang Kunert. Zu seiner Stellvertreterin wurde die Staatssekretärin Marianne Deml gewählt. Peter Wunder übernahm das Amt des Geschäftsführers und Dr. Helmut Wolf wurde zum Wissenschaftlichen Berater ernannt. Bald darauf legte man richtig los. Beim ersten Kolloquium stand der Nationalpark Bayerischer Wald und gemeinsame Projekte mit dem benachbarten Nationalpark Sumava im Mittelpunkt. „Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit könnte zum Erfolgsmodell werden“, hatte man sich damals vorgestellt. Vorträge über Geotope und die Industriekultur der Oberpfalz rundeten das erste Akademie-Jahr ab. Eine Exkursion in den Böhmerwald und die Partnerschaft mit dem Verein Regioskop in Budweis waren 2010 beherrschende Themen. Für das darauf folgende Jahr hatte sich das Vorstandsgremium auf das Jahresthema „Gold“ als Jahresthema verständigt. Ein Kolloquium, Exkursionen und ein Vortrag beschäftigte sich mit dem „Gold im Herzen Europas“. Mit dem Gemeindeverbund Blatna in Südböhmen wurde eine Partnerschaft eingegangen. Im ehemaligen Notariat in der Sparkasse wurde eine neue Geschäftsstelle eingerichtet, die von Rosa Schafbauer geleitet wurde. Zusammen mit Dr. Wolf wird sie im November 2011 zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Dr. Peter Deml wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt.

 

Die Oberpfalz im Wandel

 

Der sich vollziehende Wandel in der gemeinsamen Region sollte bei der Gestaltung der Jahresprogramme aus verschiedenen Blickwinkeln sichtbar gemacht werden. In den folgenden Jahren standen das Metall „Zinn“, der „Wald“ und „Glas“ im Focus. 2015 waren „Steine“ und im folgenden Jahr war „Erde“ das beherrschende Thema. Schon bei der Programmplanung musste man feststellen, dass es sehr schwierig wird auf dieser Schiene weiterzuarbeiten. Zudem waren die Themen rückwärtsgewandt. Es kam damals der Begriff  'Zeitenwende' auf, den die Akademie aufgriff und auf die Oberpfalz anwendete, da schon zu beobachten war, dass sich auch hier ein großer Wandlungsprozess abzeichnete. So entstand der Leitgedanke: Oberpfalz - eine Region im Wandel. Diese Neuausrichtung sollte dazu führen, bei den Teilnehmenden immer wieder Aha-Erlebnisse auszulösen und die Erkenntnis, dass sich die Oberpfalz im Vergleich zu anderen Regionen nicht zu verstecken braucht, sondern sich teilweise sogar zu einer sog. Boom-Region entwickelte. Ein neues, positives Bewusstsein der Oberpfälzer über ihre Heimatregion sollte entwickelt werden. Auf Beschluss der Mitgliedersammlung wurde 2016 auch ein neuer Name beschlossen. Ab sofort trat man als Akademie Ostbayern – Böhmen  (Kurzbez. AOB) in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Im gleichen Jahr konnte mit der Westböhmischen Universität Pilsen ein Kooperationsvertrag geschlossen werden.

 

2017 griff die Akademie die brandaktuelle Thematik „Demografie, Migration und Integration“ auf, während man 2018 die „Energiewende“ näher beleuchtete. Und 2019 hatte man sich die „Digitalisierung“ auf die Fahne geschrieben. „Gesund bleiben – Perspektiven im ländlichen Raum“ lautete das Jahresthema 2020, das mit einem Symposium am Technologiecampus der TH Deggendorf in Cham startete. Über die Tumorforschung am Uniklinikum Regensburg wurden Interessierte im Reha-Zentrum Passauer Wolf in Nittenau informiert. Danach schlug Corona voll zu. Ironie des Schicksals war es wohl, dass die Programmmacher  ausgerechnet im Jahr der „Gesundheit“ umplanen mussten. Eine Reihe von Veranstaltungen musste abgesagt werden beziehungsweise wurden auf 2021 verschoben. Lediglich eine Heil-Kräuterwanderung und der Besuch der Firma Münchener Medizin Mechanik in Stadlern konnten absolviert werden.

 

2021/22 gab es aufgrund der Corona-Pandemie ein Doppel-Programmjahr. Einige Termine fielen aus, andere konnten nur als Online- Veranstaltung durchgeführt werden. Im Herbst 2021 wurde die Firma Gerresheimer in Pfreimd besucht werden. Hier konnte auch die Stadt Pfreimd als neues Mitglied gewonnen werden. Eine Bäderfahrt in die Bayerisch-Böhmische Bäderlandschaft lockte zahlreiche Gäste. Bad Alexandersbad, Bad Königswart und Marienbad zählten dabei zu den Highlights. 

Die Thematik „Künstliche Intelligenz“ wurde 2022 in den Focus gerückt. Das angesetzte Symposium konnte leider auch nur online stattfinden. Beim Besuch der „Denkwelt Oberpfalz“ in Weiherhammer wurde auch die LUCE-Stiftung vorgestellt. Wie die „KI“ bereits in der Industrie Einzug gehalten hat, konnte man bei der Besichtigung des Welttechnologiekonzerns Rohde & Schwarz in Teisnach erfahren. Auf den Spuren der Deutschen Kultur wandelte die Akademie abschließend in der Westböhmischen Universitätsstadt Pilsen. “Ressourcen nachhaltig nutzen“ lautet das aktuelle Jahresthema der Akademie. Verbrennen, reinhalten oder verwerten von Müll wurde beim Symposium im Müllkraftwerk Schwandorf diskutiert. Wie beispielsweise E-Auto-Batterien recycelt werden, konnte man bei der Firma Roth-International sehen. An der OTH Regensburg konnte verfolgt werden wie das Treibhausgas CO2 in flüssiges Ethanol umgewandelt wird. Wie das Gummi- und Kunststoffwerk Schönek in Bruck nachhaltige Wege bei der Produktion beschreitet, konnten die Teilnehmer zuletzt erfahren. Das Thema „Recycling und Rohstoffrückgewinnung“ wird im November nochmals in den Focus gerückt. Das Recyclingunternehmen Lober in Neunburg vorm Wald befasst sich u.a. mit dem lösungsmittelgebundenen Recycling.

 

Partner und Mitglieder der Akademie

 

Seit ihrer Gründung konnte die Akademie, die ihren Sitz in Neunburg vorm Wald hat, eine Reihe von Partnern und Mitgliedern gewinnen. Vertragspartner sind das Centrum Bavaria Bohemia (CeBB), das weitere Kontakte nach Böhmen erschließen soll, die OTH Amberg-Weiden sowie die OTH Regensburg, Oberpfalz Marketing, TH Deggendorf, Universität Bayreuth und Regensburg als auch die Westböhmische Universität Pilsen. Als Programmpartner kann auf folgende Institutionen zurückgegriffen werden: Arbeitskreis Landeskunde Ostbayern (ALO) an der Uni Regensburg, Bayerisch-Böhmische Kulturplattform, Kulturtafel de Caritas-Verbandes Schwandorf, Freilandmuseum Neusath-Perschen, Geschichtspark Bärnau-Tachov, Geopark Bayern-Böhmen, Geozentrum an der KTB Windischeschenbach, Lernende Region Schwandorf, Oberpfälzer Seenland, Stadtmuseum Nittenau, Schwarzachtaler Heimatmuseum Neunburg v.W. , Volkshochschule Schwandorf. Kommunale Partner sind neben dem Bezirk Oberpfalz der Landkreis Schwandorf, die Städte Nittenau, Pfreimd, Schwandorf, Neunburg vorm Wald als auch die Verwaltungsgemeinschaft Neunburg vorm Wald sowie die Gemeinden Wackersdorf und Bodenwöhr und der Markt  Bruck. Des weiteren sind die Mittelschule als auch die Gregor-von-Scherr-Realschule Neunburg vorm Wald, das Regentalgymnasium Nittenau und die Staatliche Realschule Furth im Wald als auch der eingetragenen Verein Carmen, der Kunstverein Unverdorben, der Rotary-Club Oberviechtach sowie der Arbeitskreis für Erdstallforschung Mitglied der Akademie. Insgesamt hat die Akademie Ostbayern-Böhmen aktuell 120 Mitglieder.

 

Schönhammer übernimmt Führung 

 

Nachdem im August 2021 das langjährige Vorstandsmitglied Josef Schönhammer das Ruder übernahm, rückte Dr. Peter Deml ins zweite Glied zurück. Organisatorische und administrative Unterstützung bei der Umsetzung der Jahresprogramme wird künftig das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee leisten, das mittlerweile zur Kulturdrehscheibe zwischen Ostbayern und Westböhmen wurde. Eine stärkere Vernetzung und Kooperation, vor allem mit Partnern in Ostböhmen, wird bei den Verantwortlichen der Akademie Ostbayern-Böhmen als Nahziel angesehen.

 

Auch wenn nach über 30 Jahren seit der Grenzöffnung noch immer Mauern in den Köpfen aufgetürmt sind, gilt es Vorbehalte der Menschen auszuräumen und persönliche Begegnungen schaffen. Durch die Schaffung menschlicher Verbindungen und persönlicher Begegnung soll sich ein grenzüberschreitendes Bewusstsein unter den europäischen Nachbarn entwickeln. Eine gemeinsame Kultur, aber auch gemeinsame Probleme, die man am besten gemeinsam lösen kann, verbindet die Region insbesondere mit unseren tschechischen Nachbarn. Unter dem Leitgedanken „Die Oberpfalz – unsere Region im Wandel“ bietet die Akademie die Themenkreise Natur- und Kulturraum sowie die Bereiche Wissenschaft und Wirtschaft an. Durch Vorträge, Exkursionen, Symposien und Besichtigungen, bevorzugt in innovativen Unternehmen, wird das Jahresthema aus verschiedenen Blickwinkeln für das interessierte Publikum erschlossen. Mit der Gestaltung von Projekttagen deutsch-tschechischer Schülergruppen in Form der „Jungen Akademie“ wird das jeweilige Jahresthema ergänzt.  2024 wird sich die Akademie Ostbayern-Böhmen dem Thema „Mobilität“ widmen.


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Akademie-Büro in den  Rathaus-Arkaden Neunburg vorm Wald mit Dia-Show im Fenster
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