Triften und Flößen auf Regen, Naab und Vils - Die Oberpfälzer Flüsse als Transportwege

Bildnachweis: Schwarzachtaler Heimatmuseum Neunburg vorm Wald
Bildnachweis: Schwarzachtaler Heimatmuseum Neunburg vorm Wald

Heute werden frisch geschlagene Baumstämme aus dem Wald direkt per Langholz-Transporter zum Empfänger gebracht. Hunderte Jahre lang aber wurde Holz in unterschiedlicher Größe über längere Strecken meist auf dem Wasserweg getriftet und geflößt.

 

Die Akademie Ostbayern-Böhmen (AOB) widmete sich dieser historischen Form der Mobilität im Rahmen ihres gleichnamigen Jahresprogramms bei einem Themennachmittag am 19. Juni 2024 im Stadtmuseum Nittenau.

 

Text und Fotos: Hans-Peter Weiß

Nachweis der historischen Bilder: Stadtmuseum Nittenau

 

 

 

 

 

 

 

Vorsitzender Josef Schönhammer konnte hier neben der Hausherrin Birgit Auburger zahlreiche Interessierte begrüßen, darunter den stellvertretenden Bürgermeister Albert Meierhofer, die frühere Museumsleiterin Carolin Schmuck und Alt-Bürgermeister Karl Bley. Ein besonderer Gruß galt dem Historiker Alfred Wolfsteiner, der speziell die Flößerei und Trift auf dem Regen beleuchtete und von der harten Arbeit der „Fluderer-Manner“ erzählte.

 

Vermutlich schon um die erste Jahrtausendwende wurden die Oberpfälzer Flüsse zum Transport verschiedenster Güter genutzt. Bereits bei der ersten Nennung von Schwandorf 1006 wird an der

Naab eine Schiffslände erwähnt und um 990 verweist ein Vertrag auf einen Holzlagerplatz am Regen bei Untermainsbach. „Größere Entfernungen konnten mittels Flöße, Zillen und flacher Boote nur auf

dem Wasserweg bewältigt werden“, berichtete Wolfsteiner. Das im Bayerischen Wald geschlagene Stammholz aber wurde durch Flöße und Stückholz durch Triften in die Freie Reichsstadt Regensburg

transportiert. Die bis zu sieben Meter breiten Flöße passierten hier die Steinerne Brücke. Bei Reinhausen entstand ein wichtiger Holzabsatzplatz. Aus dem 14. Jahrhundert ist von dort sogar ein

„Regensburger Mauttarif“ überliefert. Von hier wurden donauabwärts bis hinunter nach Wien und Budapest beeindruckende Mengen Holz geflößt.

 

Viel Muskelkraft war bei den „Fluderer-Mannern“ mit ihren langen Stangen gefragt, die auf der Naab, der Pfreimd, dem Weißen und Schwarzen Regen Holz „fluderten“. Das heißt, sie hielten die

herantreibenden Stämme und Holzstücke im Fluss. Bis zu 200 Personen waren bei einer großen Trift mehrere Wochen unterwegs. Nach der Trift gingen die Flößer zu Fuß wieder nach Hause. Die Flößerei

war bedeutend: Schon 1796 wurde ein Kurfürstlich-Oberpfälzisches Holztriftinspektionsamt eingerichtet und ab 1858 gab es eine Trift- und Floßordnung der Regierung, die den Holztransport auf dem Regen und seinen Nebenflüssen regelte.

 

1860 wurden zum Beispiel 75 000 Ster Brennholz auf dem Regen transportiert. Verluste durch Diebstahl, Anschwemmen, Schwund und Absaufen des Holzes waren beachtlich. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes ging jedoch der Holztransport zurück.

Um 1925 wurden auf dem Regen die letzten größeren Holzflöße gesichtet. „Die Nittenauer können stolz sein an einem Fluss zu wohnen, wo die Flößerei 2022 von der UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde“, meinte Wolfsteiner abschließend.

 

Zum Holztransport auf der anderen Seite der Grenze machte

Edita Kučerová aus der südböhmischen Stadt Písek einen Brückenschlag. Die perfekt deutschsprechende Kulturamtsleiterin stellte kurz die rund dreißigtausend Einwohner umfassende ‚Stadt des Goldes‘ vor. Pisek liegt zwischen Pilsen und Budweis am Fluss Otava, den hier eine „Steinernen Brücke“ aus dem 13. Jahrhundert überquert. Hier

war bis in die Mitte der 1950er Jahre eine Anlaufstelle der Flößer. „In der aktuell dort gezeigten großen Sandskulpturenschau sind auch Flößer auf ihren Flößen stehend imposant dargestellt“, betonte Edita Kučerová.

 

Museumsleiterin Birgit Auburger erläuterte schließlich im eigenen

Museumsbereich Werkzeuge der Flößer und erläuterte mittels der eindrucksvollen Bilder den schweren und gefährlichen Beruf, bei dem ein Ausgleiten oder ein Fehltritt den sicheren Tod bedeutete.


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Akademie-Büro in den  Rathaus-Arkaden Neunburg vorm Wald mit Dia-Show im Fenster
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